Was ich wieder lesen werde ...



 

 

 

 

 

Stephen King: The Stand – Das letzte Gefecht

In einem militärischen Forschungslabor für biologische Kampfstoffe entweichen durch einen Unfall tödliche Viren. Bevor das Gelände abgeschottet werden kann, entkommt ein kontaminierter Angestellter und bringt das Virus, genannt Projekt Blau, in die freie Wildbahn. Dort erkranken danach immer mehr Menschen an einer Art Supergrippe, die meistens zum Tod führt. Nach kurzer Zeit ist der überwiegende Teil der US-Bevölkerung tot. Einige der wenigen Überlebenden werden in ihren Träumen von der alten Abigail Freemantle eingeladen, sie auf ihrer Farm in Hemingford Home zu besuchen. Von dieser Farm reisen sie dann weiter nach Boulder (Colorado). Doch nicht nur Mutter Abigail sondern auch Randall Flagg besucht die Menschen in ihren Träumen und fordert sie auf alle nach Las Vegas zu kommen. Dort angekommen erfahren sie, dass sie in die endgültige Schlacht zwischen Gut und Böse verstrickt sind. Das Böse wird personifiziert durch Randall Flagg, der sein Hauptquartier im verlassenen Las Vegas aufgeschlagen hat. Dort zieht auch er eine Gefolgschaft zusammen und bereitet sich auf die Entscheidungsschlacht vor. Die Freie Zone entsendet schließlich eine Gruppe von Boten, die nach Las Vegas reisen um den Konflikt nach „Gottes Plan“ zu beenden. Flagg lässt sie gefangen nehmen und will sie zur Abschreckung für seine von Zweifel geplagten Anhänger hinrichten lassen. Bei der Versammlung anlässlich der Hinrichtung kommt es jedoch zur Explosion einer Atombombe, die der einfältige „Mülleimermann“ seinem Herrn Randall Flagg bringen will. Ein Mitglied der Botengruppe, das unterwegs einen Unfall hatte und zurückblieb, kehrt nach Boulder zurück und erzählt von der Pilzwolke, die er am Horizont gesehen hat.

 

 

 

 

 

 

 

 

Elmore Leonard: Out of Sight

Der Bankräuber Jack Foley, der möglichst auf die Anwendung von Gewalt verzichtet, sitzt im Gefängnis Glades im US-Bundestaat Florida eine langjährige Haftstrafe ab. Eines Tages flüchtet er, wobei ihn sein Freund Buddy Bragg unterstützt. Die Flucht beobachtet zufällig US-Marshall Karen Sisco, die von den beiden Gangstern entführt wird.

Foley, der zeitweise im Kofferraum eines Autos gemeinsam mit Karen Sisco eingeschlossen wird, findet sie attraktiv. Sisco nutzt die erste Gelegenheit, ihren Entführern zu entkommen, Foley ruft sie etwas später an. Gerade in dieser Zeit bekommt Sisco Besuch vom FBI-Agenten Ray Nicolette, der die Suche nach Foley leitet und von Karens Vater verspottet wird. Karen Sisco verrät Nicolette nicht, wer mit ihr telefonisch flirtet. Stattdessen bemüht sie sich darum, in das Team aufgenommen zu werden, welches Foley jagt.

Foley und Bragg wollen in Detroit den Multimillionär Richard Ripley berauben, der zeitweise in Glades inhaftiert war und in seinem Haus wertvolle Diamanten versteckt hält. In Detroit stellen sie fest, dass auch andere, vor Mord nicht zurückschreckende Gangster von der Existenz der Diamanten erfahren haben. Foley und Bragg sind gezwungen, den Raub gemeinsam mit der Konkurrenz durchzuziehen. Foley entdeckt die Diamanten in einem Aquarium, will aber Ripley nicht alleine mit den anderen Kriminellen lassen, weil er dessen Tod fürchtet. Er lässt Bragg mit den Diamanten fliehen und bleibt zurück.

Es kommt zu einer Schießerei, in der Foley einen Gangster erschießt und ein anderer sich versehentlich selbst tötet. Die angekommene Karen Sisco erschießt den dritten Gangster und überwältigt Foley durch einen Beinschuss. Einige Wochen später fährt sie Foley (zusammen mit einem notorischen Ausbrecher) persönlich zurück nach Glades.

 

 

 

 

 

 

 

 

Bram Stoker: Dracula

Nach dem Fall von Konstantinopel fallen die Osmanen unaufhaltsam in Europa ein. Der rumänische Prinz Dracul, dessen Figur Vlad Tepes nachempfunden wurde, zieht gegen das Heer des Sultans in den Krieg. Er überlebt die schweren Kämpfe und reist zurück zu seiner Frau Elisabeta. Diese nahm sich vorher jedoch das Leben, nachdem sie von den Türken eine falsche Botschaft erhielt, die verkündete, Dracul sei im Krieg gefallen. Ihm wird mitgeteilt, dass die Selbstmörderin exkommuniziert wurde. Erfüllt von Zorn und Trauer wendet sich Dracul vom Christentum ab und wird zu ewigem Leben verdammt, in dem Blut seine Nahrung sein soll. So wird er zum Vampir.

Jahrhunderte später reist der englische Anwalt Jonathan Harker nach Transsylvanien, um den Kaufhandel mehrerer Londoner Immobilien an einen gewissen Grafen Dracula abzuschließen. Am Schloss angekommen, wird er von dem greisen Grafen willkommen geheißen. Die Immobilien-Verträge sind rasch unterschrieben. Der Vampir bemerkt dabei ein Bild von Harkers Verlobter Mina Murray, die seiner verstorbenen Frau Elisabeta täuschend ähnlich sieht. Die jahrhundertealte Liebe entflammt wieder und so reist Dracula nach England, um seine Geliebte zu finden. Den Anwalt lässt er in seinem Schloss zurück, wo dieser der Gier dreier vampirischer Gespielinnen ausgeliefert ist. In London angekommen, umgarnt er Mina in der Gestalt des jungen, charismatischen Prinzen Vlad Dracul. An ihrer besten Freundin Lucy Westenra jedoch stillt er erbarmungslos seinen Hunger und macht auch sie zu einem Vampir. Auch der Beistand des berühmten Professors Abraham van Helsing kann sie nicht retten. Schließlich wird sie, unter der Führung van Helsings, von ihrem Verlobten Lord Arthur Holmwood getötet. Währenddessen gelingt Harker die Flucht aus Draculas Schloss. Seine Verlobte Mina reist nach Transsylvanien, die beiden heiraten dort und kehren gemeinsam nach London zurück. Professor van Helsing beschliesst sich zusammen mit Harker, Lord Holmwood, van Helsings früherem Studenten Dr. Jack Seward und dem Amerikaner Quincey P. Morris dem Vampir zu stellen und beginnen damit seine Schlafstätte zu zerstören. Zur gleichen Zeit treffen Dracula und Mina zusammen. Obwohl der Vampir ihr seine wahre Natur gesteht, will sie mit ihm fliehen. Jedoch kommt es zu einer Auseinandersetzung mit den Vampirjägern, und Dracula muss dadurch geschwächt allein die Flucht nach Transsylvanien antreten. Nach einer aufreibenden Verfolgungsjagd über Land und Meer stellt die Gruppe um van Helsing den Vampir vor dessen Schloss und verwunden ihn schwer. Zunächst beschützt die mit der Gruppe gereiste Mina ihren geliebten Prinzen vor den Angreifern. Gemeinsam ziehen sie sich in die alte Kapelle zurück, in der Dracula einst Gott abgeschworen hat. Dort wird er von Mina schließlich aus Liebe und Mitleid getötet und findet somit doch noch seine Erlösung. In einer letzten Einstellung sieht sie ein Bild des wiedervereinten Liebespaars Dracul und Elisabeta.

 

 

 

 

 

 

 

Tim Krabbé: Das goldene Ei

Ein absolut spannendes kleines Buch, das man in einem Zug "weglesen" kann.

Rex und Saskia fahren auf der Autobahn Richtung Süden in Urlaub. Bei einer Tankpause geht Saskia verloren; sie kehrt nicht mehr zum Auto zurück. Weder Rex noch die Polizei können jemals nachvollziehen, was geschehen ist. - Auch noch nach mehreren Jahren lässt Rex diese Ungewissheit keine Ruhe und er startet eine Anzeigenkampagne.

In hervorragendem, glänzendem Schreibstil erzählt Tim Krabbé die Geschichte einer Frau, die an einer Autobahnraststätte auf dem Weg in den Urlaub eben noch schnell etwas zu trinken kaufen möchte und nicht mehr zurückkehrt. Vergeblich wartet ihr Freund Rex im Auto auf dem Parkplatz, doch Saskia bleibt für immer verschwunden. Jahre danach, Rex plagen immer noch Zweifel und Schuldgefühle, versucht er über eine Plakatkampagne doch noch etwas über Saskias Verbleib herrauszufinden, als sich ein Unbekannter meldet, der Saskia gesehen haben will. Durch ein Treffen mit dem Täter erfährt Rex auf ziemlich makabere Art, wie Saskia damals ums Leben gekommen ist.

"Das goldene Ei" ist ein wirkliches Meisterwerk und sollte in keinem Bücherschrank fehlen. Krabbé schafft es auf 140 Seiten mit wenigen, aber eingehenden Worten, einen Augenblick der staunenden Stille zu erzeugen, der so tief geht, dass man ihn nicht mehr vergisst. Perfektes Timing, sagenhaft spannend und überzeugend, eindringlich und packend. Ein Buch, das noch lange zum Nachdenken anregt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Charles Bukowski : Ausgeträumt

Um es gleich vorweg zu nehmen: Mit "Pulp", so der Originaltitel von "Ausgeträumt", dem letzten zu Lebzeiten von Hank publizierten Werk, bedient Charles Bukowski weniger pubertierende Jünglinge oder die inzwischen erwachsenen Jünglinge von einst, die den aufkeimenden Trieben mit Stories wie "Leben in einem texanischen Hurenhaus" begegneten. "Ausgeträumt" ist eine Geschichte, in der sich Buk zu einem größeren Teil als in seinem übrigen Romanwerk der Fiktion zuwendet.  Das Millieu, in der die Handlung spielt, ist das gewohnte aber es handelt sich nicht um eine Szeneschilderung oder Autobiographisches. Der Erzähler ist diesmal nicht Buks alter ego Henry Chinasky, sondern der Privatdetektiv Nick Belane.

Belane ist eine ungewöhnliche Gestalt in mehrfacher Hinsicht. Ungewöhnlich ist seine Art einen Fall anzugehen - mal anfangen und sehen was passiert - ungewöhnlich ist auch, daß er mit dieser Methode gelegentlich einen Fall zu Ende bringt, ob es sich dabei um einen gehörnten Ehemann oder einen Bestatter handelt, der eine laszive Außerirdische loswerden möchte. Doch an zwei Fällen kommt er nicht voran: den toten Schriftsteller Céline dingfest zu machen, der ihm laufend über den Weg läuft oder den Red Sparrow, den roten Sperling zu finden...

Bukowski bürstet die Schwarze Serie gegen den Strich und zum Vorschein kommt eine ironische Parabel über das Leben, die zum besten gehört, was er je geschrieben hat. "Ausgeträumt" ist die amüsante, ja gelassene Antwort auf den Vorwurf einiger Kritiker, die in seinen Texten nichts anderes sehen wollten als die groteske Stilisierung des Lebens derjeniger, für die die feine amerikanische Gesellschaft den Begriff 'White Trash' hervorgebracht hat.

 

 

Tim O'Brien: Geheimnisse und Lügen

John Wade ist am Ende seines amerikanischen Traums angelangt. Seine politische Karriere wurde jäh gestoppt, als herauskam, dass er an der Auslöschung des Dorfes Thuan Yen beteiligt war, besser bekannt als das My Lai Massaker, bei dem Hunderte vietnamesischer Zivilisten von amerikanischen GIs misshandelt, gefoltert und gnadenlos getötet wurden. John Wade „der Zauberer“ sieht alles mit an, lässt sich beinahe zufällig hineinziehen ins Morden. Später fälscht er zwar die Stammrollen der entsprechenden Einheit, wird aber trotzdem von seiner Vergangenheit eingeholt, in der vielleicht wichtigsten Phase seines Lebens, zur Zeit der Wahlen um einen Senatorenposten.

Konsequenterweise hervorgekramt von den eigenen „Parteifreunden“, nicht aus moralischer Verpflichtung, sondern um dem parteiinternen Konkurrenten erfolgreich den Weg zu ebnen. Was eigentlich nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zur Präsidentschaft sein sollte, wird jetzt zu Wades finalem Fangschuss. Allein mit seiner Frau Kathy, am titelgebenden See der Originalausgabe, werden Wunden geleckt, über die Vergangenheit nachgedacht und zaghaft Pläne für eine Zukunft ohne die große Politik geschmiedet. Dann verschwindet Kathy Wade spurlos, eine hastig anberaumte Suche bringt nichts zu Tage, keine Geheimnisse, vermutlich einige Lügen, aber nichts Greifbares. Hypothesen, Fragmente zweier Leben, skizziert von Wegbegleitern. Am Ende verschwindet John Wade, der Zauberer löst sich auf in einem letzten Trick, und der Leser steht da, verlassen, mit einigen Varianten, Deutungsmöglichkeiten dessen, was wirklich passiert sein könnte. Aber die eindeutige (Er)Lösung entfällt.

„In The Lake Of The Woods“ ist eine Art literarisches Äquivalent zu David Lynchs „Twin Peaks“. Das Böse bei O’Brien ist allerdings ambivalenter, noch weniger greifbar als bei Lynch. Hier gibt es keine mystischen Eulen, keinen „Bob“, der das Böse personifiziert; doch die Atmosphäre ist genau so vergiftet, mit Alpträumen und Düsternis, der nahezu surrealen Einsamkeit des Sees in den Wäldern. Hier IST Twin Peaks literarische Wirklichkeit: wenn John Wade nachts durch das Haus schleicht und alle Pflanzen mit kochendem Wasser übergießt, das unheilvolle Mantra „Kill Jesus“ ausstoßend. In diesen dunklen Stunden handelt Wade, entlarvt alle zaghaft gefassten Pläne (Europa, Verona) als pure Illusion, eröffnet sogar die Möglichkeit, der Mörder des Menschen zu sein, der ihn liebte. Selbst dieses hehre Gefühl stellt O’Brien allerdings des Öfteren in Frage – gab es da nicht mindestens einen Seitensprung, der augenscheinlich so selbstlos liebenden Kathy Wade? - was seine Figuren zueinander treibt ist weitaus schwieriger zu entschlüsseln. Denn der scheinbare „all American Boy“ John Wade ist eine zutiefst verstörte Persönlichkeit, ein Spanner und Stalker, der sich ziemlich ungeschickt an Kathys Fersen heftet. Die späteren Aussagen der weiteren Beteiligten lassen vermuten, das Kathy um diese seltsame, nahezu pathologische Angewohnheit ihres Geliebten und späteren Ehemannes Bescheid wusste. Trotzdem lässt sie sich ein auf den verkappten und verkannten Illusionisten, der es letztlich kaum schafft sich selbst zu täuschen. Gefangen in ihren Träumen warten beide darauf, dass das große Glück passiert, doch die Zäsuren der Realität haben Vetorecht.

Tim O’Brien macht es seinen Lesern nicht leicht, nicht nur, dass er keine eindeutigen Lösungen parat hat, er bedient sich schamlos in der Historie (eine Nebenfigur ist u.a. Lieutenant Calley, der als einziger Soldat wegen seiner Beteiligung am My Lai Massaker zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Nach zwei Jahren Hausarrest war er wieder ein freier Mann.), verquirlt Fakten mit Fiktion, lässt seine Figuren (und sich selbst) vermuten und lügen. Doch am Ende steht eine Wahrheit: je mehr man einen Menschen auseinander nimmt, desto mehr wird er zurück geworfen auf sich selbst. Und hat dabei die Wahl: zum Monster zu werden oder zum Menschen.

Bleibt noch die bescheidene Frage zu klären, ob „Geheimnisse und Lügen“ ein Krimi ist. Es gibt einen Mord, kurz auftretende Ermittler, Verdächtige und Täter. Vermutlich. Letztlich zeigt O’Briens Roman wie bedeutungslos Genre Zuordnungen sind. Einigen wir uns auf Psycho-Thriller… vielleicht.

Äußerst peinlich ist, dass Tim O’Brien, einer der besten amerikanischen Gegenwartsautoren, gerade mal mit drei Büchern auf Deutsch vertreten ist (und auch das teilweise nur antiquarisch: „Geheimnisse und Lügen“; „Was Sie trugen“; „Waren wir nicht glücklich“.) Zeit, dass sich was ändert!

Jochen König

Tim O’Brien “In The Lake Of The Woods”, 1994 (dt. "Geheimnisse und Lügen", Fischer 1998)

 

 

 



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